Taschen: Sonderausstellung im Ledermuseum  Offenbach

 

Lisa Farmer Fish out of Water.  2014 Aus der Serie:  "NEITHER FISH, FLESH, FOWL NOR GOOD RED HERRING”

 

Janina Albrecht widmete sich der Frage, wie der radelnde Banker seinen Anzug faltenlos ins Büro bringt und entwickelte ein Transportsystem  fürs Fahrrad.
 

Chiara Maio Handtasche mit Foto von Letizia Battaglia 2013

Der liebste Begleiter einer Frau ist ihre Tasche. Warum? - Weil Taschen so praktisch und  unglaublich chic sind!

Aktuell widmet sich das Offenbacher Lederwarenmuseum in der Sonderauusstellung "Taschen" dem begehrten Accessoires. Sechzehn Designer/innen aus vier Ländern stellen bis zum 26.April 2015 ihre kunstvollen Taschenkreationen vor.

Klares Design, Funktionalität, handwerkliche Verarbeitung, beste Materialien und Nachhaltigkeit lauten die Leitlinien, nach denen das Lederwarenmuseum   Kleinserienhersteller exquisiter Lederwaren zur Ausstellung gebeten hat.

Ob Alltagstasche, Rucksack oder Clutch, die einen nähen von Hand wie vor Hunderten von Jahren, andere kniffeln Schnitte aus, um EIN Lederteil mit Reißverschlüssen zur Tasche zu formen. Das Ergebins sind außergewöhnliche,  individuelle Taschen, die langlebig sind und garantiert mehr als eine Saison überdauern.

Perfekt, wenn dann noch Recycling-Materialien und Upcycling ins Spiel kommen und neue Gestaltungs- wie Nutzungsbereiche erobert werden

Zwei Ausstellungsstücke und ihre Designerinnen möchten wir Ihnen hier näher vorstellen:

Lisa Farmer
Die skurrilen Arbeiten der US-Amerikanerin Lisa Farmer orientieren sich an Insekten oder Tierkörpern. Für die Designerin sind Taschen sowohl ein ironisches Spiel als auch ein Versuch, die Grenzen zwischen Mode, Kunst und Design in Frage zu stellen. Ihre Objekte sind Container, wie sie selbst sagt, für unsere wertvollsten und persönlichsten Dinge. Aber mehr noch, sie transportieren Werte, Werte der Schönheit, des Reichtums, der Sinnlichkeit, Kreativität und Originalität. Jedes ihrer Stücke ist das Ergebnis einer langen Studie, eine merkwürdige Kombination von Formen, Schnitten und Falten. Jede Tasche wird zunächst als Papiermodell gebaut, bevor die Schnitte auf luxuriöse, vegetabil gegerbte Leder übertragen und gefertigt werden.

Besondere Aufmerksamkeit legt Lisa Farmer auf die Wahl des Ausgangsmaterials, das die Haut eines Tieres ist. Sie kann die Haptik variieren und das Design den Besonderheiten eines Felles anpassen. Unregelmäßigkeiten werden sanft in das Design einbezogen, Oberflächen mit Verzierungen sorgfältig gestaltet und während des Arbeitsprozesses spontan verändert, um sich der Form anzupassen. Lisa hofft darauf, mit ihrer Arbeit eine Sensibilisierung für das alte Ledergewerbe und eine Aufwertung des vom Aussterben bedrohten Handwerks zu erreichen, indem sie es mit neuen Technologien kombiniert.

Chiara Maio
Chiara Maio ist eine vielfach beachtete Künstlerin, die als  Kostümbildnerin für Filmproduktionen und Theater mehrfach ausgezeichnet wurde.

Ihre Leidenschaft zur Kunst bringt die Sizilianerin auch in ihren Taschen zum Ausdruck. Ihre   Beutel vereinen bewusst einfachste Materialien und Formen – statt eines hochwertigen Leders entscheidet sie sich für weiche, beschichtete Gewebe oder für farbige Kunstleder – nicht zuletzt, um den beeindruckenden Bildern der Fotografin Letizia Battaglia, die sie darauf abbildet, die Ehre zu erweisen – und den Vorrang zu geben.

Beide Frauen verbindet eine langjährige Freundschaft, basierend auf gegenseitiger Anerkennung der jeweiligen Talente. Sozialkritisch und politisch Stellung beziehend sind die Motive der Fotografin, aus denen Chiara Maio vor allem Darstellungen von Frauen für ihre Taschen ausgewählt hat, die die Lebensumstände in einer von Patriarchat, Mafia und Armut geprägten Gesellschaft zeigen. Fotos von starken Frauen, die sich dort mit Würde behaupten und z.T. sehr selbstbewusst inszenieren. Maios Taschen, die man auch als konstruktivistisch-geometrische Tableaux lesen kann, werden durch die Fotos zu politischen Statements des Widerstands gegen die Mafia. Sie stehen damit in der Tradition etwa der T-Shirts mit dem Konterfei von Mao oder Che Guevara.

Dass Letizia Battaglia, die sich selbst als „fotografa militante“ – als kämpferische Fotografin – bezeichnet, ihre Fotos zur Applikation oder Reproduktion auf dem sehr femininen Alltagsgegenstand Tasche freigegeben hat, darf als eine Hommage sowohl an die Künstlerin Chiara Maio als auch an die Frauen und Mädchen von Palermo verstanden werden. Die Grande Dame der sizilianischen Fotografie hat sich zeitlebens für die Menschenrechte eingesetzt, mit ihren Hundertausenden akkurater Schwarz/Weiss-Aufnahmen, in denen sie die Bandenkriege der „Cosa Nostra“ anprangerte ebenso wie als Kommunalpolitikerin. Für ihre Arbeit erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, u.a. 1985 den nach W. Eugene Smith benannten „Grant in Humanistic Photography“ und 2007 die höchste deutsche Auszeichnung für journalistische Fotografie, den „Erich-Salomon-Preis“.
 

Ausstellung "Taschen" beendet
DLM Deutsches Ledermuseum Offenbach
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag jeweils 10 bis 17 Uhr

 

 



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